"Was für ein Wirbel ! Blaues Land,
wo Wölfe in den Wäldern wohnen.
Grimmig grause Illusionen :
Kein wildes Tier
ist wirklich hier.
Denn nur der Schatten einer Hand
spielt an der Wand.
Nein, keine Wand ! Nicht ganz korrekt,
denn alles scheint umher zu schweben,
tost und brodelt, wildes Leben
Kanonenknall
mit Wiederhall,
das ist wohl ein Spezialeffekt,
der macht's perfekt.
Man hat noch Helfer angefunkt;
die kommen schneidig angeflogen
und feierlich angezogen.
Es zischt und blitzt,
die Dameflitzt.
Die Show erreicht den Höhepunkt.
Das Mieder sitzt.
Wirklich seltsam : ohne Rauch,
sogar ganz ohne Mündungsfeuer
beschießt man hier die Ungeheuer.
Das Projektil
schwebt jetzt grazil,
ist schön frisiert und duftend auch,
ihr Dress ein Hauch.
Sie blickt entschlossen, Haare weh'n,
ob sie den Kampf gewinnen kann ?
Jetzt spricht sie sanft die Bestien an.
Die machen dich
und hören nicht,
sind bloße Schatten, die nichts seh'n,
da hilft kein Fleh'n.
Die Hände treiben Schabernack,
sie wollen flattern, packen, drücken,
Chimäre in die Wolken zwicken.
Ein Finger kratzt,
sind unverschämt , das ganze Pack,
geh'n auf den Sack.
Zwei Hände sind ein Täuberich,
der schwirrt mit stolzgeschwellter Brust,
nach oben links voll Angriffslust
zu Harpo hin.
den Klang im Sinn
macht er den Sound, voll Eigenart
unglaublich zart.
Aus Harfensaiten klingt Musik,
allein im Kopf kann man sie hören.
Sie soll die Monster wohl betören.
So löst den Bann
der Harfenmann.
Gleich wird er klappen, dieser Trick,
im Augenblick.
Will trübe Stimmung ihn zerreiben
und hilft sonst nichts, auch nicht das Beten,
sucht Harpo Heil im Berge-Kneten.
Drückt Hügel platt
am Kistengrat.
So lässt sich Harpo unten treiben,
um in dem Trubel ruhig zu bleiben.
Das regt den Herrn Direktor auf :
wer kann denn solchen Frevel wagen ?
Er wird ihn mit der Peitsche jagen.
Das darf nicht sein,
was fällt ihm ein ?
Der kleine Mann in schnellem Lauf,
ist nicht gut drauf.
Was kommt danach ? Was wird gescheh'n ?
Ganz gleich, so viel ist bekannt
es bleibt ganz sicher interessant.
Es ist Magie :
die Fantasie
schafft Welten, die wir sonst nicht seh'n
im Handumdreh'n."
Diese vier Geschichten haben Marina Dietz, Inga Grüttner, Ilona Matzke und Bernhard Apel zur Feier meines 86. Geburtstages am 23.4.22 geschrieben. Und Melchior hat daraus gleich eine neue Geschichte gemacht :
"Die drei Wolpertinger
Es waren einmal drei Wolpertinger, die wohnten im westlichen Abhang des Hirschberges und fürchteten sich vor dem allsonntäglichen, aber auch dem allwerktäglichen Ansturm auf den Heimgarten wegen des Geschüttelwerdens durch die Wanderer, und vor allem vor dem Weggescheudertwerden in die Latschen hinein : "Du Mistvieh, du greislichs !"
Bis jüngst meine Base Franziska rief - warum soll ich nicht auch in Ohlstadt eine Base haben, die Landschaft ist voller Verwandschaft, bis also jüngst die Base rief :"Ihr seids ja keine Wolpertinger ! Ihr seids in Wahrheit Groucho, Chico und Harpo !"
"Deswegen also hab ich in letzter Zeit so wenig Harfe geübt !" rief da erstaunt Harpo, und Chico schrie . "Und ich so wenig Klavier !" Und Groucho seinerseits : "Und ich habe gar keine Frauen mehr verfolgt !"
"Keine Ausreden !" hielt da Franziska dagegen und es war ihrer Stimme anzuhören, dass sie dereinst Lehrerin war, wenn auch nur in Ohlstadt. "Auf auf ! Zum Einsatz mit euch !"
"Wir sollen wieder auf die Bühne ?" fragte da hoffnungsvoll Chico.
"Ohlstadt", so die Base, "ist sogar der Ursprung von allem ! Hinauf also mit euch ! Auf den Kasper Schiesler-Weg, hopp hopp !" Und flugs rannten die drei aus ihrem Mauseloch auf den Kaspar Schiesler-Weg hinauf, Lehrerin ist eben Lehrerin. Und mitten hinein auf die Bühne rannten sie, wie einst im Film "In der Oper" oder "Auf hoher See". Und es war gar viel Volk auch schon da.
"Was für ein Wirbel " ließ Groucho Marx es da ertönen.
"Was für ein Wirbel ! Blaues Land,
wo Wölfe in den Wäldern wohnen !"
Und das Volk staunte fürbass und schaute an sich hinab, wo denn die Wolfstatzen unter dem Kleidersaum hervor schauten.
"Grimme graue Illusion" rief da wiederum Groucho und zwirbelte seinen Schnurrbart und vergaß ganz, das dieser nur angemalt war.
"Grimme grauen Illusionen"
kein wildes Tier
ist wirklich hier !"
Da schaute sich das Volk gegenseitig sogar ins Gesicht :"Von wegen koa wildes Tier ! So wenig kennt der uns !" Denn das Volk war das Oberammergauische, und es war diesmal ausnahmsweise nicht wild, sondern unter Christian Stückl auf der Probe. Und Groucho ließ von seinem Schnurrbart ab und säuselte Maria an:
"Es zischt und blitzt,
die Dame flitzt.
Die Show erreicht den Höhepunkt.
Das Mieder sitzt."
"Ja saggradi !"rief da sogar Christian Stückl, "das ist ja endlich der richtige Text für unser Stück !"
"Die Hände, "so Groucho weiter, "treiben Schabernack
sie wollen flattern, packen, drücken,
Chimäre in die Wolken zwicken."
Da entrang sich sogar dem Judas ein Jodler, der wie Kofelgrschroa klang. Und Jesus bemerkte "Des klingt schon ganz anders als wia unser ewigs 'Ach teure Mutter, ich will nach Jerusalem.'"
Gesagt, getan. Und der Passionsspieltext wurde flugs ausgetauscht. Und statt 'alle seien gegrüßt, welche die Liebe hier um den Heiland vereint' tönten nun alle wie Groucho und Chico und Harpo - nun ja, auf der auf der Harfe. Und jede aufmerksame Leserin weiß, dass es gar nicht so schwierig ist, von einem Körper in den anderen zu schlüpfen, wenn man die passende Zauberformel zur Hand hat.
Das Männlein ( das von Marina beschriebene ) bei den Büchern aber ( und es war niemand anders als der längst verblichene Rat Alois Daisenberger ) das Männlein also murmelte "Scheiß-Netz hier, muss eine bessere Verbindung suche" und kletterte auf der Suche nach einer solchen die Leiter auf den Kofel hinauf und verschwand aus dem Blickfeld.
Freilich auch wie eh und je : drei Oberammergauer, vier Meinungen.
"Ich versteh nichts von moderner Kunst" bemerkte pikiert Maria Magdalena. Sie hat uns dafür alle nach Altötting eingeladen. In einer Kirche hängen da an einer Schnur silberne Herzen, in denen die Herzen der Wittelsbacher aufbewahrt sind.
Aber wohin bitte verschwand das weiße Kaninchen ? Ei, hinter die Bühne zu den Tieren ! Dort macht es sich bereit, mit dem Esel, dem Tauben und dem Kamel einzuziehen - nein, nicht in Jerusalem, sondern in den neuesten Film 'Die Marx brothers im Zirkus`".