Dort stand mein Kummerbaum,
zu dem ich täglich rannte, den ich ich umarmte und dem ich
anvertraute was mir Schmerzliches widerfahren war.
Dort im Park konnte man Rehe und Hirsche füttern,
ihnen salzige Schlecksteine auslegen, und
an den endlos sich verästelnden Wegen
kniete weit abgeschieden das bucklige alte
Fräulein Zwa ( sie hieß wirklich so, und hatte Kartoffeln,
wenn wir keine mehr hatten ) und rackerte sich daran ab,
dass der Spitzwegerich nicht zu dreist wurde und
den Kies überwucherte, auf dem ohnehin niemand
mehr gehen wollte.
Ein rührend einsamer Kampf, denn alles
um Fräulein Zwa her ging gnadenlos in Urwald über
denn die Gemeindeoberen hatten Fräulein Zwas unnütze
Wildnis längst aufgegeben.
Aber In der Nacht sangen dort in zwei Teichen
voller Entengrütze stimmmächtige Froschchöre mir
in den Schlaf hinein und gegeneinander an wie in
einer Chor-Oper von Mussorgskij
( heute hört man keinen einzigen Quaker mehr ),
und ein steinerner Esel spielte Harfe
ohne dass ihm jemand zuhörte.
Ein eingewachsenes, stinkiges Hühnerhaus lehrte mich
das Fürchten, ebenso die Wut der besoffenen Dörfler,
die nächtens die holländischen Majolika-Kacheln des
Teehauses an den Froschteichen in Klump hauen mussten
weil sie des "Iwans" nicht Herr geworden waren.
Auf einer Anhöhe, still und ehrfurchtgebietend, standen
die Stelen von vier Herren, denen Moos auf den
Häuptern wucherte : Beethoven, Bach, Goethe
und Shakespeare.
Dessen SOMMERNACHTSTRAUM hier im Park
vor Zeiten aufgeführt worden sein sollte.
In jedem Gebüsch lauerte Puck auf mich, den 10jährigen,
bevor ich wusste, wer Puck war,
oder Titania, oder Zettel, in einen Esel verwandelt.
Der Harfe spielen musste, ohne dass ihm einer
zuhörte. Aber wenn ich mich nicht vorsah, wurde
ich selbst in einen Esel verwandelt oder in Frösche,
verbannt ins stickige Hühnerhaus .